Mein bestes Stuck by Hepburn Lucy
Autor:Hepburn Lucy
Die sprache: deu
Format: mobi
Herausgeber: E Books der Verlagsgruppe Random House
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00
Kapitel 17
Die Familiengruft der Deschanels lag unter der kleinen steinernen Kapelle am äuÃersten Ende des Gartens. Eleonore hatte sich nie vor der Gruft gefürchtet, sie hatte sie lediglich gemieden. Die Bedeutung der Grabstätte, der Zusammenhang von Tod und den Generationen danach, die mit dem Leben weitermachten, schienen dem damals kleinen Mädchen einfach zu groà und zu gewaltig.
Nun aber saà Eleonore ganz still da, zwischen den kühlen Steinwänden, auf der oberen Stufe zur Grabkammer. Das Geräusch des Regens drauÃen wirkte merkwürdig beruhigend auf sie, während sie, umringt von ihren Vorfahren, ihren Gedanken nachhing. Die gespenstische Düsterheit um sich herum nahm sie gar nicht wahr.
In der Mitte der Krypta war bis zur Beerdigung am Samstag der Sarg ihres Vaters aufgebahrt. Endlich hatte sie es geschafft hierherzukommen, um bei ihm zu sein, Frieden mit ihm zu schlieÃen oder einfach nur mit sich selbst. Um einfach nur zu sein.
Ein paar Tränen stahlen sich ihre Wangen hinunter, und sie war froh darüber. Doch auf die Leere und Taubheit, die sie beim Anblick des Sarges empfand, war sie absolut unvorbereitet. Ihr Kopf war voll gewesen mit einem Durcheinander von Fragen, aber ihre eigene Verwirrung darüber, dass keinerlei Antworten auf sie herunterregneten wie bei einer himmlischen Erleuchtung, überraschte sie selbst. Sie hatte gehofft, hier inneren Frieden zu finden. Doch stattdessen musste sie sich mit dem wohltuenden Gefühl begnügen, vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben zu wissen, dass sie das Richtige tat.
»Papa«, flüsterte sie, »ich bin hier.«
Staubkörnchen tanzten in dem fahlen Licht, das durch das kleine Fenster in die Kammer fiel, während es drauÃen immer noch stürmte.
»Ich habe totalen Mist gebaut. Und ich bin zu spät gekommen. Aber jetzt bin ich da.« Dann murmelte sie mit der leisen, bockigen Stimme eines Kindes: »Wo bist du nur?«
Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und atmete laut aus.
»Eleonore?«
Sie sprang auf. Die Stimme kam aus einer dunklen Ecke in der Nähe der Tür. Eleonore kniff die Augen zusammen und konnte schemenhaft eine Silhouette wahrnehmen. Sie war groà und vertraut. Es war Simon.
»Was machst du denn hier?«, rief sie erschrocken. »Bist du mein Schatten, oder was?«
Er trat aus der Ecke hervor und ging auf sie zu.
»Ich war schon hier drin, als du hereingekommen bist, also bin ich geblieben, falls du ⦠falls du jemanden brauchst.«
»Was dachtest du denn, was ich hier tue?«, fragte sie schnippisch. »Die Kupfergriffe vom Sarg abschrauben, um sie dann zu verscherbeln?«
Simon schloss die Augen, als wolle er sich vor ihrem Angriff verschlieÃen. Das gefiel Eleonore. Gut so. Ein direkter Treffer.
Sie erwartete, dass er sich umdrehte und ging. Doch er tat es nicht.
»Nein, Eleonore, daran habe ich natürlich nicht gedacht.«
Eleonore sah zu ihm auf und setzte einen gekonnt gelangweilten, hochmütigen Blick auf. »Hast du noch nicht bemerkt, dass ich hierhergekommen bin, um mit meinem Vater allein zu sein? Es kommt mir so vor, als hätte ich in den letzten Tagen nichts anderes gemacht, als dir zu sagen, dass du mich in Ruhe lassen sollst, Simon. Musst du nicht auch irgendwelche Leute herumchauffieren? Dein Vater hätte sich niemals in unsere Privatangelegenheiten derart eingemischt.
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